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23.08.2024
Beim Impostor-Syndrom (Hochstapler-Syndrom) handelt es sich um ein Gefühl ausgeprägter Selbstzweifel hinsichtlich der eigenen beruflichen Leistung – ein Gefühl, man habe den Job nicht verdient und gebe wie ein/e Hochstapler/in vor, besser zu sein, als er/sie tatsächlich ist. Betroffene glauben, ihre Umwelt zu betrügen (impostor = engl. für Hochstapler, Betrüger).

Das Impostor-Syndrom wurde erstmals von Pauline Clance und Suzanne Imes in einer Studie im Jahr 1978 beschrieben. Die beiden Psychologinnen beobachteten Frauen, welche trotz hervorragender akademischer Leistungen starke berufliche Selbstzweifel aufwiesen; sie führten ihre beruflichen Erfolge (Karrieren, Titel, Ansehen) nicht auf ihre eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen zurück, sondern vielmehr auf äußere Umstände, wie Zufall, günstiges Timing oder Beziehungen.

Das Impostor-Syndrom ist weit verbreitet (laut einer Studie von Jaruwan Sakulku und James Alexander aus dem Jahr 2011 kommen ca. 70 % aller Menschen einmal in ihrem Leben in Berührung mit diesem Syndrom) und betrifft meist den beruflichen Erfolg oder Leistungen in Schule und Universität. Auch wenn bestimmte Gruppen häufiger betroffen sind (wie etwa Frauen, Angehörige von Minderheiten, introvertierte oder perfektionistische Personen), ist das Phänomen generell weit verbreitet – selbst unter erfolgreichen Menschen oder Menschen in höheren Positionen.

Wenn Sie folgende Gefühle bzw. Zustände über längere Zeit an sich beobachten, liegt bei Ihnen möglicherweise das Impostor-Syndrom vor:
 
  • Sie haben häufig Versagensängste oder Selbstzweifel, weil Sie sich nicht so kompetent fühlen, wie Sie es “eigentlich” sein sollten (obwohl Sie Ihren Job seit Jahren gut machen).
  • Sie fürchten, dass jemand „entdecken“ könnte, dass Sie nicht so kompetent sind, wie Sie wirken, und Sie daher jeden Moment als Hochstapler:in „auffliegen“ könnten. Vielleicht sondern Sie sich deshalb auch von Kolleg:innen ab, damit niemand „Ihr Geheimnis“ erfährt.
  • Sie haben das Gefühl, Sie hätten bei Ihrem Job alles nur durch Glück oder Zufall erreicht und nicht aufgrund Ihrer Fähigkeiten und Leistungen (und führen daher etwa das Lob Ihrer Führungskraft nicht auf Ihre eigene Leistung zurück).
  • Sie tun sich schwer damit, Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen realistisch einzuschätzen.
  • Sie sind bei Ihrer Arbeit sehr perfektionistisch.
  • Sie haben bei Ihrer Arbeit ein geringes Selbstwertgefühl.
  • Sie bringen sich nicht in Konferenzen ein, aus Angst, etwas Falsches zu sagen.
  • Sie stellen extrem hohe Anforderungen an sich selbst.
  • Sie sabotieren unbewusst Ihren eigenen Erfolg.
     
Das Impostor-Syndrom ist keine psychische Erkrankung. Wenn aber „Impostor-Gedanken“ langfristig andauern und Sie sich nicht damit auseinandersetzen, kann dies unter Umständen zu Burnout oder Depressionen führen, was auf jeden Fall behandelt werden sollte. Damit es aber gar nicht so weit kommt, ist es wichtig, dass Sie durchschauen, wie eine solche „Selbstsabotage“ abläuft:
 
  • Bedenken Sie zum Beispiel, dass Gefühle nicht stimmen müssen und Fakten vielmehr belegen, was Sie alles schon erreicht haben und schon können. 2 von 2
  • Jede/r kennt das Gefühl der Unsicherheit und Selbstzweifel. Oft sind Sie mit sich selbst viel strenger als mit anderen; es ist keine Katastrophe, wenn Sie etwas nicht wissen.
  • Nicht alle Selbstzweifel sind gleich übertrieben oder unangemessen (etwa, wenn Sie eine neue Position angetreten haben und anfänglich glauben, dieser neuen Situation nicht gewachsen zu sein).
  • Ihre persönlichen und beruflichen Erfahrungen machen Sie einzigartig und wertvoll. Versuchen Sie, sich nicht mit anderen zu vergleichen.
  • Seien Sie sich selbst gegenüber mitfühlend und nachsichtig. Wenn Sie Fehler akzeptieren, sehen Sie sich seltener als „Betrüger:in“.
  • Nehmen Sie Komplimente bewusst an!
  • Reden Sie mit Kolleg:innen oder Ihrer Führungskraft über Ihre Sorgen, vielleicht kennen diese Ihre Probleme sogar aus eigener Erfahrung!
     
Wie schon oben festgehalten, ist das Impostor-Syndrom keine Seltenheit, Sie sind also mit diesen Gefühlen nicht allein! Coaching kann Ihnen dabei helfen, im beruflichen Umfeld mit Ihren Selbstzweifeln umzugehen. Sollte sich Ihre psychische Gesundheit aber bereits verschlechtert haben – und Sie ein mögliches Burnout oder Depressionen an sich beobachten – sollten Sie Unterstützung und Hilfe in Form von Psychotherapie in Erwägung ziehen.